Netzfrequenz erreicht kurrzeitig 49,82 Hz vom 23. Juli auf 24. Juli 2020
Zum Tageswechsel von 23. auf 24. Juli 2020 kam es zu einem massiven Frequenzeinbruch. Ähnlich dem Ereignis vom 10. Januar 2019 wurde ein Frequenzwert von 49.82 Hertz an allen Gridradar Messstationen europaweit verzeichnet. Bei einer Frequenz von 49.80 Hertz beginnen Übertragungsnetzbetreiber mit einem Lastabwurf, um einem Blackout entgegen zu wirken. Interessanterweise scheint dieses Mal aber das Gesamtsystem gleichermaßen nach unten zu laufen. Keine der Gridradar Messstationen hat wesentliche Ausreißer verzeichnet.
Unterschiedliche Reaktionen des Phasenwinkels
Es zeigen sich hingegen kleinere Unterschiede bei Betrachtung der Phasenwinkeldifferenzen. Die Phasenwinkeldifferenz zwischen zwei Messstationen über die Zeit erlaubt Rückschlüsse auf die Veränderung von Leistungsflüssen zwischen den Messstationen. Daraus lässt sich ablesen, dass bspw. ein leicht erhöhter Leistungsfluss von Österreich nach Deutschland stattfand. V.a. Standorte größerer Erzeugungsanlagen (außer in der Nähe von Brauweiler) verzeichnen ebenfalls um den Zeitpunkt des tiefsten Frequenzwertes größere Sprünge im Phasenwinkel. Dies deutet auf eine aktive Gegenmaßnahme hin.
Die am 24. Juli vorliegenden aFRR-Abrufwerte sowohl in Deutschland als auch im gesamten kontinentaleuropäischen Verbundsystem weisen allerdings keine außergewöhnlich großen Veränderungen zu anderen Tagen auf, insbesondere nicht in der Viertelstunde ab 00:00 Uhr. Allerdings findet ein hoher mFRR-Abruf in der Folgeviertelstunde ab 00:15 Uhr in Deutschland statt – zu einem Zeitpunkt, als der enorme Frequenzabfall wahrscheinlich durch Handelsaktivitäten bereits wieder eingefangen werden konnte.
Dieses Ereignis reiht sich in eine Vielzahl von bzw. fast täglichen Frequenzabweichungen von der Sollfrequenz über 100 mHz, die seit März zu beobachten sind. Sobald nähere Informationen zum aktuellen Ereignis vorliegen, werden wir diese an dieser Stelle ergänzen.