Blackout - Iberischen Halbinsel

Update 10.05.2025: In der Zwischenzeit wurde von der ENTSO-E eine weitere Stellungnahme veröffentlicht, die u.a. eine chronologische Abfolge von Ereignissen vor dem Blackout enthält, die die hier beschriebenen Beobachtungen bestätigt.

Am 28. April 2025 ereignete sich auf der Iberischen Halbinsel ein massiver Stromausfall, der Spanien, Portugal und Teile Südfrankreichs betraf. Millionen Menschen waren betroffen, der Bahnverkehr kam zum Erliegen, Ampeln fielen aus, und Kommunikationsnetze waren gestört. Die genaue Ursache des Stromausfalls ist weiterhin Gegenstand von Untersuchungen. Es wird vermutet, dass eine Kombination aus technischen Störungen und Netzinstabilitäten zur großflächigen Abschaltung führte. Insbesondere werden interregionale Oszillationen und Frequenzschwankungen als mögliche Auslöser diskutiert. Die Europäische Kommission hat gemeinsam mit den nationalen Behörden eine umfassende Untersuchung eingeletet, um die genauen Ursachen des Ausfalls zu ermitteln und zukünftige Vorfälle zu verhindern. Dank der umfangreichen Abdeckung des Gridradar Wide Area Monitoring Systems (WAMS) konnten wir einen detaillierten Einblick in die netzdynamischen Vorgänge rund um das Ereignis gewinnen.

Interregionale Oszillationen: Hinweise auf systemische Instabilität

Die Analyse unserer hochauflösender Messdaten aus verschiedenen Regionen zeigt zwei markante interregionale Oszillationen im europäischen Stromnetz, die in den 30 Minuten vor dem großflächigen Ausfall auf der Iberischen Halbinsel auftraten.

Abbildung 1

Abbildung 1: Interregionale Oszillationen

Die erste Oszillation trat gegen 10:05 UTC auf und war besonders in Nordportugal dominant. Eine zweite, stärkere Oszillation folgte um etwa 10:20 UTC, mit einem Schwerpunkt in Südspanien. Auffällig dabei: Im Baltikum war diese Oszillation weit ausgeprägter als im Zentrum Europas. Die zeitliche Korrelation und geographische Ausdehnung dieser Oszillationen deuten auf eine systemisch relevante Kopplung hin, die das gesamte kontinentaleuropäische Netz betraf – weit über die iberische Region hinaus.

Abbildung 2

Abbildung 2: Darstellung des Gridradar Stabilitäts-Index am 28.04.2025

Der auf diesen Messdaten basierender Gridradar Stabilitäts-Index weist in diesem Zeitraum auf eine äußerst signifikante Instabilität hin.

Kleinere Frequenzeinbrüche unmittelbar vor dem Blackout: Hinweis auf Ausfall von Erzeugungseinheiten

Abbildung 3

Abbildung 3: Frequenzverlauf kurz vor dem Zwischenfall in verschiedenen Regionen des Verbundnetzes

Um 10:32:57 UTC kam es im spanischen Stromnetz zum ersten abrupten und typisch verlaufenden Frequenzabfall von 26 mHz innerhalb von 200 Millisekunden mit nachfolgenden Frequenzabfall in Portugal. Der zweite Frequenzeinbruch mit 47,7 mHz in nur 100 Millisekunden ereignette sich um 10:33:16 UTC und leitete den direkt nachfolgenden Ausfall der Stromversorgung ein. Die Lokalität dieser eher kleinen aber sehr schnell erfolgten Frequenzenbrüche lassen auf einen Verkettung von mehreren Ereignissen schließen, die schlußendlich in einem kompletten Zusammenbruch der Stromversorgung mündeten.

Situation zum Zeitpunkt des endgültigen Frequenzabfall mit Netztrennung

Laut Daten der Red Eléctrica de España (REE) betrug die spanische Stromproduktion zum Zeitpunkt des Ausfalls 32,185 GW mit 54,86 % Solar-Anteil, bei einem Gesamtbedarf von 32,635 GW inklusi Speicher und Exporte in die umliegenden Nachbarländer.

Abbildung 4

Abbildung 4: Produktion / Verbrauch - Spanien laut REE

Bei ausgeglichener Netzbilanz kam es um 10:33 Uhr UTC zu einem plötzlichen Verlust von 15 GW innerhalb von weniger als 5 Sekunden.

Abbildung 5

Abbildung 5: Frequenzabfall und einspringen der Notstromversorgung in Malaga.

Dieser abrupte Abfall führte zu einer Trennung des spanischen Netzes vom europäischen Verbundnetz.

Schlussfolgerungen und Ausblick

Ereignisse wie jenes vom 28. April 2025 verdeutlichen die Anfälligkeit moderner Stromnetze für komplexe systemische Störungen. Die Analyse der von Gridradar gesammelten Messungen liefert einen wertvollen Einblick in die Vorgängen im gesamten Verbundnetz und der Gridradar Stabilitäts-Index kann vorzeitig Hinweise auf eine systemische Instabilität liefern. Eine eindeutige Ursache des Stromausfalls ist weiterhin unklar. Laufende Untersuchungen der European Network of Transmission System Operators for Electricity (ENTSO-E) und nationalen Behörden werden weitere Erkenntnisse liefern, um zukünftige Vorfälle zu verhindern und die Resilienz des europäischen Stromnetzes zu stärken.